Die Innenarchitektin Thora Bernsdorff lädt ein zu einem Rundgang durch ihr Reich—ein Gutshof an einem See in der Region Schwansen in Schleswig Holstein, zwischen Schlei und Ostsee. Der Hof Lückeberg wirkt, als wären bereits viele Generationen dort groß geworden, man sieht eine Patina, die den Eindruck jahrhundertealter Traditionen erweckt. Doch das Haus ist keine 50 Jahre alt. Thora Bernsdorff und ihr Mann haben die 1968 entstandene Immobilie inklusive See, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb gesehen und ihr Potenzial erkannt. Acht Jahre haben sie gebaut und gewerkelt, hat Thora Bernsdorff ihr Fachwissen und besonderes Gefühl für atmosphärische Wirkungen genutzt, um aus dem Sixties-Haus ein echtes Gut mit Historie zu machen. Bei homify zeigt die Innenarchitektin die Ergebnisse der Mühen und wir müssen sagen—es hat sich gelohnt! Dass Bernsdorff sich professionell wie privat in Gestaltungsfragen bevorzugt von den Stilmerkmalen des 18. Jahrhunders inspirieren lässt, erkennt man an vielen kleinen Details, wie beispielsweise den symmetrischen und zeitlosen Proportionen in Holzvertäfelungen an den Wänden und Möbeln, an historischen Farben und an den Antiquitäten. Entstanden ist ein wundervolles und romantisches Haus voller Feinheiten, die zum Träumen anregen und einem das Gefühl lebendiger Geschichte geben.
Die Immobilie hat einige tiefgreifende Veränderungen von innen wie von außen erfahren. So wurde beispielsweise die gesamte Fassade inklusive Fenstern und Türen dem Stil angepasst, den wir auch innerhalb des Hauses wiederfinden. Außerdem wurde eine neue Treppe angelegt und die Pflanzen, die das Gebäude außen umranken, geben uns das Gefühl, es wäre alles schon immer so gewesen
.
Thora Bernsdorff und ihr Mann sind beide auf dem Land aufgewachsen. Ihre Familien hatten ostelbische Besitzungen, die durch den Krieg verloren gegangen sind. Diese Geschichte wollte die Innenarchitektin wieder lebendig werden lassen und suchte lange nach einer passenden Immobilie. In Hof Lückeberg hat sie sie gefunden.
Wer hätte gedacht, dass das Haus vor mehr als einem Jahrzehnt, als die Familie Bernsdorff es erworb, einmal so aussah? Kaum wiederzuerkennen ist das heutige Schmuckstück, das nun mit vielen Details das Flair der Architektur des 18. Jahrhunderts atmet. Deutlich zu sehen ist hier vor allem der komplett veränderte Eingangsbereich, dessen Verwandlung wir weiter unten auch noch einmal von innen bestaunen können.
Das Esszimmer lebt von seinen lebendigen und warmen Farben und den edlen Accessoires: Schwere Vorhänge, die den dominierenden Farbton aufgreifen, goldfarbene Lüster und Spiegel sowie wertvolle Holzmöbel. Bei der Wandgestaltung entschied sich Thora Bernsdorff für eine warme Terrakotta-Nuance, die appetitanregend und mobilisierend, aber gleichzeitig nicht zu aufregend wirkt.
Thora Bernsdorff sagt selbst: Es gibt bei mir keinen Raum ohne ein Blumenarrangement
, denn die blumige Pracht macht die Komposition der
Räume erst richtig komplett. Doch Bernsdorff nutzt dafür nicht nur echte
Blumen, sondern auch Seidenblumen. Hier sehen wir ein üppiges Bouquet
auf dem Esstisch, das so echt aussieht, dass man fast in Versuchung
kommt, es zu gießen.
Der Eingangsbereich des Hauses wurde—wie oben bereits erwähnt—komplett umgebaut und ebenso wie alle anderen Räume in einem einheitlichem Farbkonzept gestaltet. Er erhält seine besonderen Nuancen
durch verschiedene exklusive Details: Die Toile-de-Jouy-Tapete mit
jagdgrünen Motiven auf hellem Grund ist eine Sonderanfertigung. Ein
Heizkörper neben der Tür wurde hinter einer antiken Holzverkleidung
verborgen.
Bei der Renovierung des gesamten Hauses mussten die
Strukturen der 60-er Jahre, die sich baulich nicht verändern ließen,
dennoch den Vorstellungen angepasst werden, die Thora Bernsdorff für
ihren Traum einer klassizistischen Villa hatte. Geschehen ist dies durch
historische Holzverkleidungen vor Betonwänden, Fensterleibungen und
Heizkörpern. Daneben wurden alte Profile und Kassetten nachgearbeitet,
die Decke wurde mithilfe neuer Gipsstuckelemente optisch in die Höhe
gezogen und die Antiquitäten aus dem Besitz der Innenarchitektin
verstärken den Eindruck des historisch Gewachsenen
zusätzlich.
Im Vergleich zum Eingangsbereich wirkt der kleine Essbereich in der Küche in seiner Gestaltung etwas rustikaler und verspielter. Wir finden verschiedene florale Muster, eine frische Streifentapete und vorwiegend helle Farben. Die Stuhlbezüge und das Rollo sind aus französischem Baumwoll-Handdruck und wurden passend zueinander ausgewählt. Überhaupt spielen Tapeten und Stoffe für die Innenarchitektin eine besonders wichtige Rolle, ’denn ihre Optik und Haptik sind ganz entscheidend für unser Wohlbehagen’.
Die Küche ist ein Eigenentwurf der Innenarchitektin. Mit verschiedenen Details wird auch hier geschickt der Spagat zwischen moderner Ausstattung und Materialien und historischer Authentizität und gediegener Atmosphäre gemeistert. Die hölzerne Fußbank und die goldfarbenen Details gemeinsam mit dem intensiven Aubergine-Ton geben der Küche ein zeitloses und klassisches Design.
Dass Farben unser Wohlbefinden beeinflussen, ist wissenschaftlich erwiesen. Wir haben uns hier schon mehrfach mit verschiedenen Farbwirkungen auseinandergesetzt. Thora Bernsdorff setzt darum auf die richtige Farbgestaltung für ein gelungenes Innendesign und gibt den Tipp, derartige Überlegungen so früh wie möglich anzustellen, damit man bereits vorhandene Möbel in die Farbplanung miteinbeziehen kann. Wichtigstes Argument bei Entscheidungen über die farbliche Gestaltung von Wohnräumen sollten in jedem Fall individuelle Vorlieben und Farbempfindungen sein. In diesem Schlafzimmer hat man sich für eine Freskotapete in beruhigendem Grün entschieden und dazu einige Akzente in anregendem Rot gesetzt.
Von der Verkleidung der Badewanne über die Tapete bis hin zu den Stuhlbezügen—in den Einrichtungskonzepten von Thora Bernsdorff wird nichts dem Zufall überlassen und dies führt in der Konsequenz zu traumhaft schönen Arrangements, die uns in ganz neue (alte) Welten entführen. Selbst der Blick aus dem Badfenster—inklusive Pfau—nährt den Eindruck von zeitloser Eleganz, der uns durch das gesamte Haus begleitet.
Der Wintergarten bietet einen wunderschönen Blick in die grüne Umgebung des Guts. Der alte Fliesenboden wurde hier farblich mit den Toile-de-Jouy-Bezügen der Stühle und der floralen Mustertapete abgestimmt. Die Tapete wurde nach einem Original von 1796 von Hand nachgedruckt.
Das Gut verfügt über große Ländereien und sogar einen eigenen See, den wir auf diesem Foto sehr gut sehen können. Außerdem gehört ein ganzer Betrieb mit Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Reiterhof und Jagdbetrieb dazu —die Bewirtschaftung dieser Elemente liegt jedoch zum Großteil in der Verantwortung von Pächtern. Bemerkenswert: Nicht nur das Haus, sondern auch der gesamte Garten inklusive seines Baumbestandes und der Wasserlandschaft wurde erst vor acht Jahren in seiner heutigen Form neu angelegt. Wir können sehr gut verstehen, dass Thora Bernsdorff sich in diesem kleinen selbstgeschaffenen Paradies sehr wohl fühlt, denn es ist ein fantastisches Beispiel dafür, dass durch einheitliche Planung und Konzeption in Haus und Garten alles ganz harmonisch wirkt und damit einen einheitlichen und natürlich gewachsenen Eindruck vermittelt.